Paul-Emile Dentan 17.8.1926-3.10-2015
Paul-Emile, ein leidenschaftlicher Patriot.Paul Emil Dentan ist der jüngeren Generation, die heute mit Initiativen der Veränderung arbeitet, wahrscheinlich nicht bekannt. Aber viele der wichtigsten Ereignisse im Leben dieses Genfers, der uns in seinem 89. Altersjahr verlassen hat, sind selbst seinen nächsten Freunden, zu denen ich zähle, nicht bekannt. Denn zusätzlich zu seinem tiefen Glauben und einer Hartnäckigkeit beim Handeln gehörte grosse Bescheidenheit zu seinem Charakter.
So war mir nicht bewusst, dass er einen Premierminister von Sri-Lanka, der die Demokratie einführen wollte, eifrig unterstützte. Leider hat der Mord an diesem Politiker diese Bemühungen in kurzer Zeit zerschlagen. Dentan war auch mit verschiedenen afrikanischen Führern sehr verbunden und unterstützte sie beim Schritt in die Unabhäigkeit ihres Landes.
Sein Vater war Pfarrer und kam von Lutry und seine Mutter aus dem Elsass. Sie liessen sich 1927 in Genf nieder. Da ist auch ihr einziger Sohn, Paul-Emile aufgewachsen. In seiner Kindheit war Paul-Emile von der Errichtung des Völkerbundpalastes in Bann gezogen, ohne zu ahnen, welche Rolle diese Institution in seinem Leben spielen werde.
Ich kannte ihn seit dem College, wo wir in derselben Klasse waren. Unsere Freundschaft festigte sich besonders in unserer Studentenzeit. Die Beziehungen, die wir zum Gewerkschaftsmilieu aufbauten, führten uns dazu, zur Lösung eines schwerwiegenden und langen Konflikts im Baugewerbe beizutragen. Der Kollektivvertrag, der unterzeichnet wurde, führte zu einem Arbeitsfrieden, der ein ganzes Jahrzehnt hielt. So sind wir als einfache Studenten zu Lehrlingen der Mediation im Geiste der Moralischen Aufrüstung geworden. Diese Bewegung hatte unser Interesse und den Wunsch in uns geweckt, an der Versöhnung Europas nach dem Krieg mitzuwirken.
Während der Rekrutenschule hatte Paul-Emile ein dramatisches Erlebnis: Seine Gruppe sollte die Nacht in einem Fort verbringen, um frühmorgens eine Schiessübung durchzuführen. Sein Hauptmann beschloss schliesslich, die Übung zu verschieben. Während der Nacht explodierte das Munitionsdepot des Forts und tötete alle Italiener, die dort an einem neuen Tunnel arbeiteten. Von dieser Erfahrung schrieb Paul-Emile: «Diese Katastrophe hatte für mich eine unerwartete Auswirkung. Mein Gewissen sagte mir, da ich lebend davongekommen sei, wolle Gott es so, weil er einen Plan für mich habe.» Diese Überzeugung hat sein ganzes Leben geprägt. 1946 waren wir beide in Interlaken, wo der Kauf des Caux-Palace beschlossen wurde, um daraus das Zentrum für die internationale Moralische Aufrüstung zu machen.
Am Ende seines Studiums der Politikwissenschaften engagierte er sich ganzzeitlich mit dieser Bewegung in den Vereinigten Staaten, in Asien und auch in Afrika, wo er zehn Jahre zubrachte. In Paris ermöglichte er die Synchronisation des Films «Liberté», den er dann in vier afrikanischen Ländern vorstellte, um dem Dialog und dem Frieden zu dienen.
Wir hatten beide eine Leidenschaft fürs Schreiben. Das führte uns dazu, das Magazin «Changer» zu gründen, welches dazu beitrug, die Ideen der Moralischen Aufrüstung in der französischsprachigen Welt zu unterstützen. Dann betätigte er sich als professioneller Journalist und wurde Berichterstatter der Vereinigten Nationen für die Zeitungen «Journal de Genève» und «Le Nouvelliste du Valais». Als leidenschaftlicher Patriot schrieb er das Buch «Impossible de se taire» (Es ist unmöglich, zu schweigen), eine Erinnerung an die schweizerischen Protestanten, die sich 1942 mit verschiedenen Aktionen gegen die von Bundesrat von Steiger beschlossene Schliessung der Grenzen wehrten. Diese Schliessung führte zur Rückweisung und zum Tod vieler Flüchtlinge. Jene tapferen Schweizer waren der Überzeugung, dass das Bestehen der Schweiz eher auf einem geistigen Pakt als auf dem Neutralitätsprinzip beruhe. Eine Überzeugung, die auch heute sehr aktuell ist. In der Folge setzte sich Paul-Emile in der Politik ein und wurde Generalsekretär des «Parti libéral» von Genf sowie Stadtrat. Gleichzeitig engagierte er sich in sozialen Fragen und übernahm die Präsidentschaften des Kirchengemeinderates von Petit-Saconnex und des Altersheims am gleichen Ort. Vor wenigen Jahren trat er selbst dort ein, und seine Frau lebt heute noch dort.
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