Hildegard Baumgarthuber aus Wien ist im vergangenen August an einem Krebsleiden gestorben. Sie war vielerorts in der Schweiz bekannt, hat sie doch jahrelang an den Konferenzen in Caux mitgearbeitet. Auch in ihrer Pfarrgemeinde am Stadtrand von Wien war Hildegard, Mutter von fünf Kindern, äusserst aktiv. Vielen Polen, die nach der Wende von Jaroslaw und andern Städten nach Caux fuhren, hat sie auf ihrer Durchreise bei Bekannten ihres Quartiers Unterkunft und Verpflegung besorgt.
Kurz vor Ausbruch ihrer Krankheit im Frühling hielt sich Hildegard bei ihrern Sohn und seiner Familie in den USA auf. Von dort schrieb sie ihrer Pfarrgemeinde einen Brief, der eine Art Vermächtnis werden sollte. Nachfolgend geben wir ihn leicht verkürzt wieder: Wie wir ja wissen, sind Visionen selten geworden. ln dieser masslosen Zeit müssen wir uns täglich entscheiden, nach den Massen Gottes zu leben. Nur sa wird es dann Gott gereuen, und Er wird einen neuen Anfang schenken.
Gar mancher von uns möchte resignieren, und da kann uns nur eines weiterhelfen: wenn wir (täglich) unser Leben ganz Gott Ubergeben. Aber wir sollten dies nicht nur im Geheimen tun, sondern inmitten unserer Gemeinschaft. Unsere Gruppen, in denen wir beheimatet sind, müssen dafür der Ort sein, wo wir darüber sprechen, denn nur sa können wir gemeinsam näher zu Gott, zu Jesus, kommen.
Reden wir von den kleinen, grossen Wundern unseres Lebens, aber nicht nur hier, sondern auch dort, wo man glaubt, dass Kirche ein Moloch ist, eine Institution, ein Steuereinsammler. Nur so werden wir Gott den Menschen erfahrbar machen können. Dieses sonderbare Reich - mögen manche es Kirche nennen - ist eben nicht von dieser Welt. Es beginnt in jedem Herz durch die Berührung Gottes, die sa unterschiedlich sein kann wie Feuer und Wasser, die aber ganz persönlich ist.
Hier beginnt das Reich Gottes und nicht irgendwann nach unserem Tod. uebt Euch untereinander in Euren Runden ein, geht dann damit, mit Euren Erfahrungen in Eure Familien, wo es überall sa grosse Probleme gibt, und wo die Entzweiung und die Sinnlosigkeit immer mehr um sich greifen.
Wir wollen ein Licht auf dem Wolfersberg (Name der Pfarrgemeinde) sein, aber wir werden es nur dann sein können, wenn wir uns täglich neu an der Quelle des Lebens füllen lassen. Denn Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.
Noch eines: geht zu Euren Priestern, denn sie sind die Spitze des Berges. An der Spitze aber lauert Einsamkeit und Isolation. Helft ihnen durch Eure Offenheit, dass sie immer mehr dieses sonderbare "Ding" Gemeinde durchwurzeln können, um darin Fuss zu fassen. Unsere grosse Chance ist, die Universalität der Kirche zu erfahren, die für alle Kulturkreise , Nationen und jeden Menschen ist.
Denkt nicht über unbegreifliche Dinge allzuviel nach, denn die Zeit ist vielleicht noch nicht da, wo Gott es Euch verstehen lassen wird. Ein jeder muss wissen und ganz fest glauben, dass Gott seine Gemeinde führt - dadurch, dass jeder Mensch sich bedingungslos von Gott führen lässt."
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